Arbeitsgruppe: Hochwasser aus meteorologischer Sicht


Charakterisierung der Wetterlage (Grosswetterlagen)

Januar 1995:

1.-3.1.95:
Auf der Rückseite eines skandinavischen Tiefdruckgebietes strömte Kaltluft nach Mitteleuropa, wodurch es zu wiederholten Schneeschauern kam.
- Rhein-Main-Gebiet: geschlossene Schneedecke
4.-8.1.95:
Ein blockierendes Hochdruckgebiet über Westeuropa.
- Dauerfrost; Boden gefror unter der Schneedecke.
--abnehmende Pegelstände
9.-12.1.95:
Nordatlantische Fronten führten mässig-kalte Meeresluft heran.
- überdurchschnittliche Niederschläge
-- leichter Pegelanstieg
13.-17.1.95:
Ein Hochdruckgebiet weitete sich von Westen nach Süddeutschland aus.
- Niederschlagsmangel
-- Fallen der Wasserstände
18.-21.1.95:
Abschwächung atlantischer Tiefausläufer auf dem Weg nach Mitteleuropa durch ein stabiles Hochdruckgebiet.
- Niederschläge, etwas Neuschnee
-- kaum Pegelbewegungen

Hochwassersituation:

22.-29.1.95:
Ein Nordseesturmtief führte Warmluft mit sich, wobei im Grenzbereich zu rückseitig vorstossender Kaltluft scharfe thermische Gegensätze entstanden. Da die Frontalzone vom Westatlantik her zonal verlief und Randströmungen mehrfach über Mittel- und Norddeutschland hinwegzogen, traten maximale Niederschlagsmengen am 22.1., 25./26.1. und 28./29.1. auf.
- Tauwetter, Abschmelzen der grossflächigen Schneedecke( 23.1.)
-- Sekundäre Pegelhochstände
Summe der Niederschläge = 100mm ( ca. 200% des Normalwertes ) innerhalb von 8 Tagen in 3 Schüben.

Vergleich zum Dezember 1993: Im Süden und Südwesten Deutschlands weniger Niederschlag, aber höhere Beteiligung der Schneeschmelze.

Kooperation mit:

DWD:

Hauptsächliche Probleme bei der Hochwasservorhersage sind die schlechten Niederschlagsvorhersagen. Bei der nachträglichen Analyse verhindert der lange Amtsweg raschen Datenaustausch.

Politik:

Hochwasserschutz ist Aufgabe der Länder, daher gibt es Schwierigkeiten bei der Koordination der Schutz-massnahmen. Ausserdem wäre auch auf internationaler Ebene eine intensive Kooperation notwendig.

Presse:

Die Hochwasservorhersagen, welche unter der Mithilfe der Hydrologen erstellt wurden, wurden zuerst an die Krisenstäbe weitergeleitet und dort eventuell noch modifiziert, bevor sie der Presse zur Veröffentlichung übergeben wurden.

Vorhersageverfahren und -modelle:

Wasserstände und das Abflussverhalten von Flüssen werden auf der Grundlage numerischer Modelle beschrieben. Eingangsgrössen dieser Modelle sind die Pegelstände in den Einzugsgebieten der Flüsse. Aus der Änderung der Wasserstände innerhalb eines Zeitintervalles( meistens 6 Stunden) wird über einen parametrisierten Zusammenhang auf die Vorhersagepegelstände geschlossen. Diese Zusammenhänge wurden aus zuvor abgelaufenen Hochwasserereignissen ermittelt. Niederschlagsvorhersagen werden in den hydrologischen Abflussmodellen nicht berücksichtigt. Aufgrund ihrer ungenauen räumlichen und zeitlichen Auflösung werden die Niederschlagsprognosen nur zu einer qualitativen Beschreibung der Hochwasserentwicklung genutzt.